Meisterkonzert I - Basler Madrigalisten mit Deborah Züger
Deborah Züger, Leitung
Annelise Ellars, Cornelia Fahrion,
Aude Freyburger und Verena Knirck, Sopran
Amy Farnell, Schoschana Kobelt,
Leslie Leon und Barbara Schingnitz, Alt
Davide Fior, William Lombardi,
Bastien Masset und Christopher Wattam, Tenor
Gergely Kereszturi, Tiago Mota,
Amir Tiroshi und Valerio Zanolli, Bass
Teile dich, Nacht
Preisträgerkonzert mit Werken
von Helmut Lachenmann, Alma Mahler,
Caroline Charrière, Fanny Hensel und
Francis Poulenc
Die Basler Madrigalisten sind in Boswil wohlbekannt. Nun kehren sie mit einem besonderen Projekt zurück,
das sofort in der Schweizer Chorszene für Aufhorchen sorgte. «Für hochkarätig ausgebildete Chorleitende
mit Masterabschluss gibt es nach dem Studium zu wenige weiterführende Angebote. Es klafft eine
Lücke zwischen Studium und Beruf», so Raphael Immoos, Leiter der Madrigalisten. Auf Initiative der Madrigalisten wurde im Februar 2024 in Basel der 1. Schweizer Chorleitungswettbewerb Swiss Made
ausget agen. Nach einer dreitägigen DirigierMasterclass und gecoacht von Raphael Immoos massen sich
fünf junge Dirigentinnen und Dirigenten miteinander. Auf dem Programm standen anspruchsvolle
Schweizer Kompositionen des 19. bis 21. Jahrhunderts; mit dabei war eine internationale Jury. Am meisten
überzeugte schliesslich die 27jährige Dirigentin und Organistin Deborah Züger. Sie hat an der Zürcher
Hochschule der Künste Chorleitung studiert und ein Erasmusjahr Chorleitung an der Hochschule für Musik
und Darstellende Kunst Stuttgart absolviert. Nun kann sie mit den Madrigalisten einige Konzerte geben. Und auch dieses Programm ist vielfältig und ungewöhnlich. Zu hören sind Werke von Francis Poulenc und Helmut Lachenmann sowie der Komponistinnen
Fanny Hensel, Alma Mahler und Caroline Charrière.
Künstlergespräch, 16.15 Uhr:
Moderation: Raphael Immoos, Künstlerischer Leiter, Basler Madrigalisten
Meisterkonzert II - Freiburger Barockorchester
Cecilia Bernardini, Leitung und Violine
Daniela Lieb, Flöte
Ann-Kathrin Brüggemann und
Maike Buhrow, Oboe
Eyal Street, Fagott
Bart Aerbeydt und Milo Maestri, Horn
Jaroslav Roucek und Hannes Rux, Trompete
A. Vivaldi
Concerto per molti stromenti dDur RV 562a
Concerti per archi gMoll RV 156
Concerto da Camera gMoll RV 107
Concerti per due trombe cDur RV 537
Concerto per due trombe dDur RV 563
Concerto per flauto aMoll RV 440
Concerto per molti stromenti FDur RV 571
Wie man sich täuschen kann! «Ein langweiliger Mensch, der ein und dasselbe Konzert sechshundertmal
hintereinander komponiert hat,» behauptet Igor Strawinsky. Er hielt Antonio Vivaldi für überschätzt. Dem Russen, der sich kaum je wiederholte, musste der Italiener, der die Musiksprache oder den Aufbau seiner Stücke äusserlich nur geringfügig änderte, suspekt vorkommen. Ja, dieser «Vielschreiber in des Wortes verwegenster Bedeutung» (so der deutsche Musiker Wilhelm von Wasielewski 1869) wird ihn geschreckt haben. Einmal soll Vivaldi innert fünf Tagen eine Oper geschrieben haben.
Uns soll das nicht schrecken. Trotz aller scheinbaren formalen Enge: Blickt man ein wenig genauer hin,
entdeckt man bald die Vielfalt. Allein in seinen aussermusikalisch inspirierten Konzerten lassen sich Vögel, Gewitter, Jahreszeiten, aber auch Grossmogule hören. Und dann ist da noch die instrumentale Vielfalt, die das Freiburger Barockorchester unter Cecilia Bernardini hier aufblühen lässt. Es sind zwar «nur» Konzerte, aber die Besetzung variiert ständig: mal spielen nur Streicher:innen, dann kommen solistisch eine Trompete oder eine Flöte hinzu, schliesslich noch weitere Blasinstrumente. Nix da also von Langeweile, vielmehr mitreissende Musik!
Künstlergespräch, 16.15 Uhr:
Moderation: Hugo Bollschweiler, Künstlerischer Leiter,
Künstlerhaus Boswil
Achtung: Aufführungstag ist ausnahmsweise Samstag
Meisterkonzert III - Julien Prégardien und Anna Gebhardt
Julian Prégardien, Tenor
Anna Gebhardt, Klavier
Robert Schumann
Liederkreis op. 39
Der arme Peter
Gustav Mahler
Lieder eines fahrenden Gesellen
Maurice Ravel
Cinq mélodies populaires grecques
Als sein «aller Romantischstes» bezeichnete Robert Schumann seinen Liederkreis nach Gedichten von Joseph von Eichendorff. Naturstimmungen, zuweilen auch Geisterwelten sowie ebenso wehmütige wie glückliche Gefühle verbinden sich in den zwölf unergründlichen Gesängen. Eine eigentliche Handlung wird nicht erzählt, aber man ist stets vom wundersamen Tonfall getragen. Der Tenor Julian Prégardien, ein gerngesehener Gast, diesmal begleitet von Anna Gebhardt, gesellt diesem Zyklus zwei Erzählungen bei, die von unglücklichen Jünglingen handeln. «Der arme Peter» Heinrich Heines, vertont von Schumann, spricht von einem Verliebten, der ob seines Misserfolgs zusehends zerbricht. Und ein eigenes erfolgloses Liebeserlebnis verarbeitete auch Gustav Mahler in seinen Liedern eines fahrenden Gesellen, der freilich Schubert ähnlich wandert und nicht wie der Komponist als junger Dirigent im Konzertsaal steht. Dahinter erscheint eine raffiniert gebrochene Volksliedhaftigkeit, die einen sofort einnimmt. Sie verbindet sich auch mit den nicht minder raffiniert umgesetzten
cinq mélodies populaires grecques. Maurice Ravel setzte sich zwischen 1904 und 1910 intensiv mit vielerlei Folklore auseinander und verwandelte sich das Fremde mit viel Feingefühl an.
Künstlergespräch, 16.15 Uhr:
Moderation: Stefanie C. Braun, Künstlerische Leiterin,
Künstlerhaus Boswil
Meisterkonzert IV - Hagen Quartett
Lukas Hagen, Violine
Rainer Schmidt, Violine
Veronika Hagen, Viola
Clemens Hagen, Violoncello
Joseph Haydn
Streichquartett FDur
Hob. III/73
Streichquartett gMoll
Hob. III/74 «Reiterquartett»
Johannes Brahms
Streichquartett Nr. 3 BDur
op. 67
Wer jung beginnt! Seit den 70er Jahren ist das HagenQuartett unterwegs; damals waren es noch Kinder, ein Ensemble von vier Geschwistern aus Salzburg. 1981 sorgten sie dann beim LockenhausFestival international für Aufhorchen. Mittlerweile dürfte es eines der dienstältesten Streichquartette der Welt sein, seit 1987 gemeinsam auf Reisen in stabiler Besetzung – und schon gelegentlich in Boswil zu Gast, zuletzt vor zwei Jahren mit Schubert und Schostakowitsch. Das PaganiniQuartett (die vier StradivariInstrumente) steht aktuell dem Goldmund Quartett und nicht dem HagenQuartett zur Verfügung. Diese nutzten die vier Instrumente lediglich von 2013-2017.
Höchste Intensität ist garantiert. Nach einem Konzert des Quartetts, so schrieb die Presse, herrscht «nahezu minutenlang absolute Stille im Bewusstsein, Aussergewöhnliches erlebt zu haben», gemeinsam war allen Zuhörenden «einzig der Wunsch: Es möge nie zu Ende gehen». Diesmal bringen sie Klassisches mit, drei Pièces de résistance gleichsam des Repertoires. Da sind zum einen zwei Quartette aus dem späten Opus 74 von Joseph Haydn, wahrscheinlich komponiert für das wählerische Londoner Publikum – das «Reiterquartett» erhielt seinen Namen vom galoppierenden Rhythmus des Finalsatzes. Zum anderen erklingt das dritte Quartett von Johannes Brahms, ein Höhepunkt seines Kammermusikschaffens, ein Werk von zuweilen fast klassizistischer Klarheit.
Künstlergespräch, 16.15 Uhr:
Moderation: Benjamin Nyffenegger, Künstlerischer Leiter,
Künstlerhaus Boswil
Meisterkonzert V - Azahar Ensemble
André Cebrián Garea, Flöte
Maria Alba Carmona Tobella, Oboe
Miquel Ramos Salvadó, Klarinette
Antonio Lagares Abeal, Horn
María José García Zamora, Fagott
Tomás Luis de Victoria (1548–1611)
Tantum Ergo, himno a 5 voces (Bearb. Azahar Ensemble)
Miquel Ramos Salvadó (*1989)
Fantasia Scarlattiana (Schweizer Uraufführung)
José Luis Turina (*1952)
Quinteto de Agua (Schweizer Uraufführung)
Jordi Cornudella (*1989)
Tres Sospirs i una Festa (Schweizer Uraufführung)
Cristobal de Morales (1500–1553)
Antifona «circumdederunt me» (Bearb. André Cebrián)
Joan Magrané Figuera (*1988)
Un tapís (l'unicorn) – dem Azahar Ensemble gewidmet
Joaquín Turina (1882–1949)
Sevilla Op.2 (Bearb. José Luis Turina)
Musik wie eine Orangenblüte Andalusiens – das verspricht seinem Namen nach das AzaharEnsemble.
Vor zehn Jahren gewannen die fünf Spanier:innen den ARDMusikwettbewerb in der Kategorie «Bläserquintett». Seitdem sind sie international unterwegs. 2010 gegründet von Mitgliedern des Nationalen Jugendorchesters von Spanien, absolvierten die fünf ein Kammermusikstudium beim Fagottisten Sergio Azzolini an der Hochschule für Musik Basel. Nach Boswil bringen sie uns Musik aus ihrer Heimat mit, entstanden über einen Zeitraum von fünf Jahrhunderten. Da ist zum Beispiel der Pfingsthymnus Veni creator spiritus des Renaissancekomponisten Tomás Luis de Victoria, aber auch die Bearbeitung eines Fandangos des Italieners Domenico Scarlatti, der seinerzeit am könig lichen Hof in Madrid wirkte. Von Joaquín Turina, einem der wichtigsten spanischen Musiker des frühen 20. Jahrhunderts, erklingt ein Porträt Sevillas und daneben erscheint das «Quinteto de Agua», das dessen Enkel José Luis eigens für die fünf Azahars schrieb und das nun erstmals in der Schweiz erklingt. Schliesslich runden volksmusikalisch geprägte Stücke zweier katalanischer Komponisten das farbenfrohe Programm ab.
Künstlergespräch, 16.15 Uhr:
Moderation: Anne-Cécile Gross, Künstlerische Leiterin,
Künstlerhaus Boswil
Meisterkonzert VI - Marina Viotti & Jan Schultsz
Marina Viotti, Mezzosopran
Jan Schultsz, Klavier
Eine Gegenüberstellung von Liedkompositionen
Schuberts und Rossinis:
Gioachino Rossini (1792–1868)
Ritournelle Gothique, Petit gargouillement, La gita in
gondola, L'âme délaissé, Canzonetta: La Vénitienne
Franz Schubert (1797–1828)
4 canzoni D688, Première Communion, Ave Maria,
Petite Caprice, La chanson du bébé, L'amour à Pekin,
A Grenade, Canzonetta Spagnuola
Ganz Wien ist im Rossini-Fieber. Alle Welt trällert im Jahr 1817 seine Melodien. Auch eine junge Musikergeneration ist davon affiziert, wenngleich sie nicht unkritisch bleibt. Ein junger Komponist sagt sich: Sowas kann ich auch!, schreibt sogar Ouvertüren im italienischen Stil, freilich auf eigenständige Weise,
denn er heisst Franz Schubert. Auch er, nur fünf Jahre jünger als Gioachino Rossini, strebt nach der Oper und da kann es nützlich sein, ein paar italie nische Redewendungen in der Tonsprache zu haben, aber er bleibt auch da sich selbst. Im Übrigen wird gern behauptet, der Wiener Rossini-Boom habe leider die Opernkarriere Schuberts behindert. Mag sein, tatsächlich wurden seine Bühnenwerke vernachlässigt und erst in den letzten Jahrzehnten wieder entdeckt, aber was für eine Melodienpracht offenbarte sich da!
Und so ist es mehr als aufschlussreich, wenn die schweizerisch-französische Mezzosopranistin Marina Viotti Lieder Rossinis und Schuberts neben- und vielleicht auch gegeneinander stellt. Denn auch der Italiener hat einige wunderbare Canzoni geschrieben.
Die Sängerin, die kürzlich bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele von Paris auftrat, wird dabei von
Jan Schultsz begleitet.
Künstlergespräch, 16.15 Uhr:
Moderation: Charlotte Lorenz, Projektmanagement,
Künstlerhaus Boswil
Meisterkonzert VII - Ardemus Quartett
Lisa Wyss, Sopransaxophon
Lovro Merčep, Altsaxophon
Jenita Veurink, Tenorsaxophon
Deborah Witteveen, Baritonsaxophon
Georg Friedrich Händel (1685–1759)
Music for the Royal Fireworks
Felix Mendelssohn (1809–1847)
Capriccio op. 81/3
Clara Schumann (1819–1896)
Präludium und Fuge op. 16/3 in d-Moll
Edvard Grieg (1843–1907)
Aus Holbergs Zeit, Suite im alten Stil
Alexander Glasunow (1865–1936)
Saxophon Quartett in B-Dur op. 109
Béla Bartók (1881–1945)
Rumänische Volkstänze
György Ligeti (1923–2006)
6 Bagatellen
Guglielmo Lago (1960*)
Ciudades
Astor Piazzolla (1921–199)
Oblivion & Libertango
«Wir brennen!» So liesse sich der Name des jungen Ensembles übersetzen und tatsächlich versprechen
die vier Muiker:innen aus drei verschiedenen Ländern «feurige Tänze und energische Fugen, innige Melodien und fesselnde Rhythmen auf vier Saxophonen in unterschiedlichen Lagen». Leider standen dem Saxophonquartett nur wenige Meisterstücke zur Verfügung. So das op. 109 des Russen Alexander
Glasunow, aus dem wir das Finale hören, sowie zwei Städteporträts des niederländischen Saxophonisten
Willem van Merwijk – besser bekannt unter seinem Komponistenpseudonym Guillermo Lago. Ebenso
schön verzaubert das Ardemus Quartet aber auch mit Bearbeitungen von Händel, Mendelssohn, Grieg und
Clara Schumann, die nie für Saxophon komponierten, ja das Instrument teilweise noch gar nicht kannten.
Aus dem 20. Jahrhundert kommen die Ungarn Béla Bartók und György Ligeti hinzu sowie Tango Nuevo-
Meister Astor Piazzolla. Und so ergibt sich ein facetten-, ja flammenreiches, ein typisches Ardemus-Kaleidoskop.
Künstlergespräch, 16.15 Uhr:
Moderation: Dr. Ulrike Thiele, Leiterin Dramaturgie,
Tonhalle Zürich
Meisterkonzert MK VIII . Ilya Shmukler
Ilya Shmukler, Klavier
Frédéric Chopin
Bancarole Fis-Dur, op. 60
Drei Mazurken, op. 59
Klaviersonate Nr. 3, h-Moll, op. 58
Sergei Wassiljewitsch Rachmaninoff
Klaviersonate Nr. 1, d-Moll, op. 28
Mit drei Jahren sei Ilya auf dem Bett herumgesprungen und habe dazu wunderbar Robertino Loretis
«Jamaica» gesungen, erzählt die Mutter, die sofort merkte, dass da ein Talent verborgen war. Heute ist
diese Energie offenbar immer noch vorhanden, allerdings tobt sie sich nicht mehr im Schlafzimmer
sondern im Konzertsaal aus. Ilya Shmukler sei ein Vulkan, man werde sich den Namen merken müssen,
schrieb die Frankfurter Allgemeine, als der junge russische Pianist im Juni 2024 den begehrten Concours
Géza Anda in Zürich gewann, nicht nur den Haupt-, sondern auch den Mozart- und den Publikumspreis.
Seither spätestens ist er rund um die Welt unterwegs, mal in Korea, dann in den USA und nun in der Schweiz. Natürlich begann er als Frühbegabter und beschloss mit zehn, sich ganz der Musik zu widmen. «There I discovered a true musical life, and I fell in love with it, inspiring me to commit my life to music.» Im selben Jahr gab er sein erstes Rezital und mit zwölf sein Orchesterdebut, liess sich aber Zeit, um die Fähigkeiten auszubilden und zu perfektionieren.
Der inzwischen 30-Jährige hat sich schon viele Lorbeeren erspielt, aber er bildet sich weiter, so jetzt
bei Stanislav Ioudenitch in Missouri. Für sein Boswiler Konzert hat er Chopin im Gepäck, aber auch
Sergej Rachmaninows 1. Klaviersonate.
Künstlergespräch, 16.15 Uhr:
Moderation: Fränzi Frick, künstlerische Leitung des Musikfestivals
Lenzburgiade Klassik und Folk International
Meisterkonzert IX - Vincenzo Zitello
Vincenzo Zitello, Harfe
Harpe Mundi
Im modernen Orchester kommt sie oft zum Zug, wenn sich die Musik im aufschwingenden Rausch entfaltet,
aber die Harfe hat natürlich viel mehr drauf, schliesslich ist sie eines der ältesten Musikinstrumente der
Welt, verewigt sogar im Sternbild der Leier. Sie begleitete die Gesänge des Orpheus, wie auch jene der
unzähligen Barden im Norden und Nordwesten Europas. Die Kelten liebten sie, aber auch die indigenen
Musiker:innen Südamerikas. Der italienische Harfenist Vincenzo Zitello hat sich mit diesen Tra ditionen
intensiv beschäftigt und sich besonders das Spiel auf der keltischen und der Clàrsach-Harfe angeeignet,
wie sie in der gälischen und irischen Musik verwendet werden.
Von da ausgehend hat er komponierend seinen eigenen, weltumgreifenden Stil entwickelt. So finden sich in seinem Konzertprojekt mit dem Titel «Harpe Mundi» etwa eine Siciliana, die im Meer versunkene Stadt Ys oder ein gälischer Raga.
Das Programm führt «durch einen Parcours voll eigenständiger Poesie und gereifter Ausdruckskraft und
fesselt durch ein Crescendo, das aus Lyrik, Anrufung, Anspielung, Rhythmik, Abwechslung und Virtuosität
entsteht und jeden Hörer verzaubert».
Künstlergespräch, 16.15 Uhr:
Moderation: Claudio Rossetti, Geschäftsführer, Künstlerhaus
Boswil
Meisterkonzert X - Jordi Savall
Jordi Savall, Diskantgambe
Barak Norman, London ca. 1690 &
Leitung HESPÈRION XXI
Xavier Díaz-Latorre, Gitarre
Andrew Lawrence-King, Spanische Barockharfe
Pedro Estevan, Perkussion
Mit freundlicher Unterstützung des Departament de
Cultura der Generalitat de Catalunya und des Konsortium
Institut Ramon Llull.
Programm
FOLÍAS & ROMANESCAS
De l’Ancien au Nouveau Monde
Folías antiguas
Anonyme (1480) Folía De la vida deste mundo (CMP 121)
Anonyme (1490) Folías Rodrigo Martines (CMP 12)
Diego Ortiz (Roma, 1553) Romanesca & Passamezzo moderno
Les anciennes traditions basques et séfarades
Anonyme (Euskal Herria) / Jordi Savall Aurtxo Txikia Negarrez
Anonyme séfarade / Jordi Savall Hermosa muchachica
Gaspar Sanz (1640-1710)
Instrucción de Música sobre la Guitarra Española (Saragosse, 1674)
Jácaras & Canarios (Guitare)
Grounds & improvisations
Pedro Guerrero (ca.1520-ca.1560) Moresca
Anonyme (XVIIe siècle) Greensleeves to a Ground
Anonyme (Traditionnel de Tixtla) / improvisations Guaracha
Plaintes et Folies d’Espagne au Nouveau Monde
Anonyme, Codex « Trujillo del Perú » (Lima, 1780)
Tonada del Chimo
Folías criollas Cachua serranita
Santiago de Murcia (1673-1739)
Códice Saldívar 4
Fandango (Harpe & guitare)
Variations & improvisations
Francisco Correa de Arauxo (1584-1654)
Glosas sobre Todo el mundo en general (Alcalá de Henares, 1626)
Anonyme / improvisations Canarios
Antonio Valente (ca.1520-ca.1580) / improvisations
Gallarda napolitana (Naples, 1576) – Jarabe loco (jarocho)
Die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation waren in früheren Jahrhunderten fliessend. Formen
wie die Chaconne und der Ground, aber auch die beliebten Folies d’Espagne, die wir von vielen Werken bis hin zu Rachmaninow kennen, boten oft nur die Grundlage, über der die Musiker:innen extemporierten, also aus dem Stegreif spielten. Was aufgeschrieben steht, spiegelt also oft nur einen matten Abglanz der Spielfreude und Virtuosität wider. Jordi Savall und seine drei Mitmusiker, wahre Meister ihres Fachs, schenken uns zum Advent nun einen bunten Strauss jener allzu vergänglichen Kunst. Sie haben diese musikalische Überlieferung über Jahrzehnte hinweg theoretisch studiert und praktisch erarbeitet. Elemente verschiedener Traditionen,
auch der maurischen Kultur, fliessen hinein; der Kontakt erstreckt sich in der hispanischen Musik aber
weit über den Atlantik bis in die Neue Welt. Manche jener Improvisationsformen sollen ihren Ursprung sogar in Südamerika haben. Anonym bleibt vieles; Komponisten wie Diego Ortiz oder Gaspar Sanz sind fast nur Insidern bekannt. Aber was soll’s: Ihre Stück klingen auch heute noch ansteckend frisch. Ein bisschen Verrücktheit ist auch dabei, schliesslich stehen neben den Romanescas die Folías im Zentrum des Programms.
Künstlergespräch, 16.15 Uhr:
Moderation: Jens Neubert, Deutscher Autor & Regisseur