Johann Nepomuk Hummel (1778-1837)
Programmheft für das 3. Abo-Konzert 2019/20
Eine Novität am Kaiserhof
Das Trompetenkonzert in E-Dur des österreichischen Komponisten und Wunderpianisten Johann Nepomuk Hummel wurde am 1. Januar 1804 am kaiserlichen Hof mit dem bekannten Hoftrompeter Anton Weidinger uraufgeführt. Weidinger hatte nur einige Jahre zuvor mit der Erfindung der Klappentrompete die Trompetenwelt revolutioniert. Im Gegensatz zu der gängigen, auf Naturtönen basierenden Trompete ohne Klappen war mit der Klappentrompete auch das Spiel der chromatischen Skala möglich. So konnte man sie auch in tiefen Lagen als Melodieinstrument einsetzen. Hummel nutzte die mit dieser neuen Mechanik gewonnenen Möglichkeiten und verknüpfte die typische Dreiklangmotivik einer Trompete mit sangbaren Melodien, Figurationen und Trillern.
Hummel macht in seinem Trompetenkonzert diverse musikalische Anspielungen auf Werke anderer Komponisten. Der prägnante Rhythmus im Hauptthema des Kopfsatzes sowie die Oktavsprünge und die Fortspinnung ähneln der Eröffnung in Mozarts Haffner-Symphonie. Im lyrischen 2. Satz schlägt Hummel einen beinahe schon frühromantischen Ton an. Hier erinnern der Gestus und die Gangart an den langsamen Satz aus Mozarts Klavierkonzert in C-Dur. Im Rondo zitiert Hummel den Marsch der Solda- ten aus der damals erfolgreichen Oper «Les Deux journées» von Luigi Cherubini, die kurz vor dem Trompetenkonzert herausgekommen war. Diesem Marsch Cherubinis fügte Hummel zwei eigene Einschübe hinzu. Wie in einem Konzert üblich, gibt er damit dem Solisten die Möglichkeit zur Virtuosität und führt ihn danach zu einem typischen Schlusstriller.
Seit den 1950er Jahren gehört Hummels Werk neben Haydns Trompetenkonzert in Es-Dur zum klassischen Repertoire der Trompetenliteratur. Original in E-Dur komponiert, wird das Konzert heute oft in einer nach Es-Dur transponierten Fassung gespielt, was die Griffweise bei modernen Ventiltrompeten weniger schwierig macht, denn in den Ecksätzen wird vom Solisten ein Maximum an Finger- und Zungenfertigkeit gefordert. Dieser Herausforderung stellt sich nun der Solist Reinhold Friedrich mit seiner Ventiltrompete in der originalen Tonart E-Dur.
Text: Chantal Gardelli