Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur Hob. VIIe:1

Joseph Haydn  (1732-1809)


Programmhefttext für das 2. Abo-Konzert 2018/19

Insipiration durch die neue «Klappentrompete»

Haydns Konzert für Trompete und Orchester ist sein bedeutendstes Konzert für ein Blasinstrument, und gleichzeitig seine letzte Konzertkomposition überhaupt. Das ursprünglich ihm zugeschriebene Oboenkonzert Hob. VIIg:C1 wurde nachweislich nicht von ihm komponiert, und von den beiden Hornkonzerten, die in ihrer Substanz nicht an die Gattungsbeiträge Mozarts herankommen, ist das zweite sehr wahrscheinlich ebenfalls nicht von ihm.

Komponiert hat Haydn sein Trompetenkonzert 1796 nach der Rückkehr von seiner zweiten London-Reise – in London war er zum gefeierten Komponisten avanciert. Auftraggeber war der Wiener Hoftrompeter Anton Weidinger, der nicht nur ein Virtuose seines Instruments war, sondern sich auch als Instrumentenbauer betätigte. Weidinger hatte eine Klappentrompete in Es entwickelt, die mit Hilfe eines Klappenmechanismus die vollständige chromatische Tonleiter zu blasen erlaubte. Bis dahin war die Trompete auf die Naturtonskala beschränkt.

Weidingers Erfindung wurde jedoch schon bald überholt, da Blühmel bereits 1813 die Ventiltrompete erfand, die das gleiche Ziel technisch einfacher erreichte. Immerhin aber hat Weidingers Klappentrompete Haydn zu seinem späten Trompetenkonzert inspiriert, das sich formal wie melodisch völlig von den bis anhin verbreiteten barocken Trompetenkonzerten unterscheidet.

Das knapp 15-minütige Konzert hat insofern symphonischen Charakter, als das Soloinstrument in das für die damalige Zeit relativ gross besetzte Orchester integriert ist, und dennoch nichts an Virtuosität einbüsst. Der erste Satz ist – wie so oft bei Haydn – monothematisch. Statt eines Seitenthemas führt Haydn ein dominantisches Trillermotiv ein, das aber nur episodische Bedeutung hat. Auffällig ist zudem auch der Tonartenwechsel in der dramatisierten Durchführung, nämlich von Es-Dur nach c-Moll. Der Solopart ist zwar schwierig zu spielen, ist aber trotzdem sehr dankbar. Die Trompete tritt mit ihrem typischen Klangcharakter dem Orchester wirkungsvoll gegenüber. Im 2. Satz, einem Andante in As-Dur, kommen nicht nur die gesanglichen Möglichkeiten des Soloinstruments schön zur Geltung. Um zu demonstrieren, was Weidingers Klappentrompete vermochte, modulierte Haydn den Mittelteil des Satzes in die entfernte Region von Ces-Dur, eine damals völlig ungebräuchliche Tonart. Brillieren kann der Solist dann im Allegro-Finale, einem spritzigen Rondo mit virtuosen Passagen und schnellen Läufen.

Text: Sibylle Ehrismann